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Wenn die Farbe krankt macht

24.11.2020 | Die Züchtung besonders außergewöhnlicher Farbschläge ist beliebt, führt aber nicht nur zu unerwünschten Nebeneffekten, sondern auch der ernsthaften Gefährdung des Lebens unserer geliebten Vierbeiner.


Jeder kennt wohl die bunte Scheckung von Hunden, die das Merle-Gen tragen. Es kommt zu einer großflächigen Aufhellung der ursprünglichen Farbe und Hunde, die dieses Gen tragen haben oft große weiße Abzeichen und eine feine weiße Sprenkelung. Reicht die Aufhellung über ein oder beide Augen des Hunds ist die Iris auffällig blau gefärbt.

Etwas weniger bekannt ist die Tatsache, dass der sogenannte Merle-Faktor bei unachtsamer Verpaarung zu kranken, kaum lebensfähigen Hunden führen kann. Sogenannte Weißtiger weisen einen sehr großen Weißanteil im Fell auf und sind teilweise oder völlig taub. Zudem treten häufig Fehlbildungen der Augen – diese sind dann zu klein – auf.

Doch Taubheit kommt nicht nur bei homozygoten Erbmalsträgern, sondern in seltenen Fällen auch bei Tieren, die diesen Gendefekt nur einfach (heterozygot) tragen vor. Zudem zeigt etwa die Hälfte der sogenannten "Merles" Störungen in der Schwimmleistung, die auch durch regelmäßige Übung nicht ausgeglichen werden können.

Achtung: Besonders tückisch ist in diesem Zusammenhang das sogenannte Harlekin-Gen, das bei Deutschen Doggen auftritt und das Merle-Gen modifiziert. Homozygote (also reinerbige) Verpaarungen führen dazu, dass die Welpen nicht lebensfähig sind und noch im Embryonalstadium resorbiert werden (Letalfaktor).

Von Merle betroffene Rassen:

  • Doggen
  • Dackel
  • Australian Shepherds
  • (Border) Collies
  • Shelties
  • Welsh Corgis u.a.

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Auch andere Farben machen unsere Hunde krank

Das Dilute-Gen bewirkt ebenfalls eine Farbaufhellung, die dann unter den klingenden Namen "silber", "charcoal" oder "champagner" den Kaufpreis des Hundes in die Höhe treiben. Es handelt sich dabei nicht um einen Gendefekt per se, sehr hell pigmentierte Hunde leiden allerdings häufig unter stumpfem Haarkleid oder gar Haarausfall (color dilution alopecia), sowie Immunschwäche und einer hohen Anfälligkeit für Allergien und Magen-Darm-Probleme.

Selbstverständlich führen diese gesundheitlichen Probleme und die Notwendigkeit ständiger tierärztlicher Versorgung im Umkehrschluss zu einem stark herabgesetzten Wohlbefinden dieser Hunde, weshalb die gezielte Zucht auf diese extravaganten Farben tierschutzrelevant ist.

Auch die blau-graue Färbung von "Blue dogs" ist eine Pigmentierungsanomalie und führt zu Hautproblemen, die von unzureichendem UV-Schutz bis zu großen, kahlen Körperstellen führt.

Gerade bei der bewusst gezüchteten Extravaganz von Farbschlägen muss man sich die Frage stellen, ob es wirklich Menschen gibt, die ganz bewusst auf der Suche nach champagnerfarbenen oder blauen Hunden sind, oder ob sich in diesen Farben nur züchterischer Ehrgeiz widerspiegelt.

Aus Tierschutzsicht ist die Zucht auf solche außergewöhnlichen Farbschläge abzulehnen.

Dilute und „Blau“:

Betrifft viele Rassen, u.a.

  • Dobermann
  • Labrador
  • American Staffordshire Terrier
  • Französische Bulldogge
  • verschiedene Windhunderassen  

 

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