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Tiergerechte Taubenabwehr: Damit der Balkon nicht zum Brutplatz wird

19.04.2023 | Erst wird gegurrt und gebalzt, dann genistet: Wiens Stadttauben sind derzeit nicht nur auf der Suche nach passenden Partner*innen, sondern auch nach dem Brutplatz fürs Leben. Fündig werden sie oftmals auf Balkonen – zum Leidwesen der Bewohner*innen. Welche Ursachen die plötzliche Taubenansiedelung haben kann und wie sich diese von vornherein vermeiden lässt, hat die Tierschutzombudsstelle Wien in einem Merkblatt für Anrainer*innen und Hausverwalter*innen zusammengefasst.

Eine fachgerechte Vernetzung kann Tauben von Balkonen fernhalten.
Eine fachgerechte Vernetzung kann Tauben von Balkonen fernhalten.

Zwar sind Stadttauben das ganze Jahr über brutaktiv, doch ist jetzt die Zeit, in der sie neue Nistplätze suchen. Ein offener Dachboden, der Schutz gegen Fressfeinde, Wind und Wetter bietet, wäre der Täubin am liebsten. Mangels Angebot entscheiden sich viele der graugefiederten Generalisten jedoch für die Freiluftvariante und beziehen nicht oder wenig benützte Balkone. Dort kann das Taubenpaar bis zu sechsmal im Jahr brüten und so für rund 12 Nachkommen sorgen.

Das Problem: Tauben sind sehr standorttreu. Hat sich der Balkon einmal bewährt, dann werden die Tiere ihn von sich aus nie wieder aufgeben. Beschwerden über Verunreinigungen am Haus und das laute Gurren der Tiere bereits zeitig in der Früh sind die Folge.

So können Bewohner*innen, Vermieter*innen und Verwalter*innen in Wohnanlagen das Problem entschärfen oder sogar vermeiden:

  • Balkonmanagement: Balkone von leerstehenden Wohnungen sollten vernetzt werden. Mobile Systeme mit Teleskopstangen, Spanndrähten und Netzen mit einer Maschenweite von 5 Zentimetern sollten für die temporäre Montage vorrätig gehalten werden. Werden Balkone von bewohnten Wohnungen nicht benützt, sollten sie entweder wöchentlich von den Mieter*innen auf nistende Tauben kontrolliert oder ebenfalls vernetzt werden. Achtung: Auch Blumenkisterl, Pflanzentröge und Markisenkästen auf mögliche Gelege kontrollieren!

  • Instandhaltung der Wohnanlage: Meist halten sich Tauben in den obersten Etagen eines Gebäudes auf, doch sind in nicht frequentierten Lichthöfen die Kellertüren oder -fenster beschädigt, dann wird auch dieser Bereich als geschützte Nistmöglichkeit angenommen.

  • Schrägbleche: Seitlich geschlossene Abschrägungen aus Blech, die auf die Gebäudesimse montiert werden, verhindern, dass die Tauben am Ort verweilen. Der Neigungswinkel zur Waagerechten sollte mindestens 50 Grad betragen.

  • Bitte nicht füttern: Die Kombination aus Futterangebot und Nistplatzmöglichkeit ist für Tauben wie ein Sechser im Lotto. In und vor Wohnhausanlagen sollte das Füttern strikt unterlassen/untersagt werden.

Wenn sich bereits ein Taubenpaar eingenistet hat, dann muss das Nest möglichst frühzeitig entfernt und konsequent jeder weitere Brutversuch verhindert werden. Ist der Nachwuchs schon geschlüpft, dann bleibt jedoch nichts Anderes übrig als abzuwarten. Im Alter von vier Wochen werden die Küken flügge und verlassen das Nest. Anschließend kann mit den Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen begonnen werden.

Hilfe für verletzte Tauben

Das Wildtierservice des Forst- und Landwirtschaftsbetriebes der Stadt Wien kümmert sich um in Not geratene Stadttauben. Wenn Sie ein krankes, verletztes oder sich in einer Notlage befindliches Tier (z.B. eingesperrt in Netzen oder Gebäuden) entdecken, dann kontaktieren Sie bitte die Hotline der MA 49 unter Tel.: 01-4000 49090 (täglich 7.30 Uhr bis 22 Uhr).

Dass es derzeit verstärkt zu Meldungen kommt, liegt nach Einschätzung der Tierschutzombudsstelle Wien übrigens nicht unbedingt an einem höheren Taubenaufkommen, sondern an der erhöhten Aufmerksamkeit der Anrainer*innen. "Durch Corona verbringen die Menschen mehr Zeit daheim und nehmen schneller wahr, wenn sich Tauben im direkten Umfeld ansiedeln", so Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau. "Auf die Population hat sich die Krise unseren Beobachtungen nach nicht ausgewirkt."

 

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