Tierschutzombudspersonen: Tierzucht nur mehr mit gesunden Tieren
11.05.2023 | In der aktuellen Diskussion um eine geplante Gesetzesnovelle, die ein verschärftes Vorgehen gegen Qualzucht ermöglichen soll, melden sich nun die Tierschutzombudspersonen aus acht österreichischen Bundesländern zu Wort: Das von ihnen und anderen Expert*innen geforderte und vom zuständigen Gesundheitsministerium ausgearbeitete Anti-Qualzucht-Paket muss nun rasch kommen, um Qualzucht bedingtem Tierleid endlich ein Ende zu setzen.
Schwerpunkt Qualzucht
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Die betroffenen Tiere leiden zum Teil ihr Leben lang unter angezüchteten Deformationen oder erblichen Krankheiten – oftmals nur damit sie einer bestimmten Optik entsprechen. Jeder Wurf, bei dem davon auszugehen ist, dass die Tiere von Schmerzen, Leiden und Schäden betroffen sind, ist einer zu viel!
Zu Lasten von Tieren und Konsument*innen
Die Tierschutzombudspersonen fordern, dass die Bestimmungen in Bezug auf Qualzucht im Bundestierschutzgesetz ehestmöglich effektiviert werden. Leider ist der Trend zu Hunde- und Katzenrassen, die – oftmals aufgrund ihrer Optik – unter schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden, ungebrochen. Die Zucht ohne entsprechende Maßnahmen zur Verhinderung von Qualzuchten geht nicht nur zu Lasten der betroffenen Tiere, sondern auch der Konsument*innen, die in gutem Glauben um viel Geld Rassetiere erwerben – und möglicherweise kranke Welpen erhalten.
Hintergrund
Am 15. Dezember 2021 verabschiedete der Nationalrat eine Entschließung zum Tierschutz. Darin wurden konkrete Punkte gelistet, die in Novellen des Tierschutzgesetzes und der darauf gründenden Verordnungen umgesetzt werden sollen. Während die Novellen in Bezug auf die landwirtschaftliche Tierhaltung bereits im Juli 2022 beschlossen wurden, fehlt bis heute eine Umsetzung der Punkte zur Verbesserung des Schutzes von Heimtieren und privat gehaltenen Wildtieren. Das Anti-Qualzucht-Paket ist nur ein Punkt dieser geplanten Änderungen.
Anti-Qualzucht-Paket bringt Vorteile für verantwortungsbewusste Züchter*innen
Die Tierschutzombudspersonen aus Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien drängen daher auf eine rasche Umsetzung des per Nationalrats-Entschließung vom 15. Dezember 2021 politisch abgesegneten und im Vorjahr vom zuständigen Ministerium ausgearbeiteten Anti-Qualzucht-Pakets. Im Rahmen des Maßnahmen-Pakets soll eine wissenschaftliche Kommission eingerichtet werden, die objektiv und am aktuellen Stand der Wissenschaft festlegt, welche Tiere zur Zucht geeignet sind und welche nicht.
Aufgrund dieser Vorgaben müssen für jedes Zuchttier Befunde bezüglich Qualzuchtmerkmale vorgelegt werden. Nur nach positiver Bewertung des einzelnen Tieres soll eine Zucht-Plakette vergeben werden. Zur Vereinfachung der Kontrolle durch die Behörden soll dieses "Pickerl" in der Heimtierdatenbank erfasst werden. Weiters sollen Zuchtstätten ab einer relevanten Größe einer Bewilligungspflicht unterliegen, wie es auch bei anderen tierschutzrelevanten Einrichtungen und Aktivitäten üblich ist.
Von diesen Maßnahmen werden auch alle verantwortungsbewussten Züchter*innen profitieren: Mittels Plakette und Bewilligung erhalten sie ein "staatliches Qualitätssiegel".
QUEN - Qualzucht Evidenz Netzwerk
Die Plattform Qualzucht-Evidenz Netzwerk (QUEN) wurde 2021 von internationalen Expert*innen verschiedener Disziplinen gegründet.
QUEN ist eine Informations-Datenbank, die eine Übersicht über zuchtbedingte sichtbare oder verdeckte Defekte betroffener Tierrassen bietet.
QUEN soll primär Veterinärbehörden, Gerichten, politische Entscheidungsträger*innen und Gesetzgeber*innen bei der Umsetzung tierschutzrechtlicher Normen im Bereich Zucht und Ausstellungswesen unterstützen.
Weitere Informationen finden Sie hier oder auf QUEN direkt.
Digital protestieren
Verschiedene Tierschutzorganisationen haben gemeinsam einen Entwurf für ein Protest-Mail an die Regierungsverantwortlichen erstellt, in dem sie aufgefordert werden, die Tierschutznovelle endlich umzusetzen. Hier können Sie das Mail absenden.