Augen auf beim Geflügelfleischkauf!
03.04.2022 | 100 Millionen Hühner, Puten und andere Geflügelarten werden jedes Jahr in Österreich geschlachtet. Welches Leben haben diese Tiere, bevor sie als Backhendl, Filet oder Keule auf dem Teller landen? Auf vielen Fleisch-Packungen prangen Siegel und Marken, die bessere Qualität, eine bestimmte Herkunft und gute Tierhaltung versprechen. Die Tierschutzombudsstelle Wien zeigt auf, welche Logos für höhere Tierhaltungsstandards stehen - und welche nicht.
Mit diesem Ratgeber wollen wir Ihnen eine praktische Einkaufshilfe für Hühner- und Putenfleisch geben und zeigen, welche Richtlinien hinter den unterschiedlichen Logos stecken. Dafür haben wir die gängigen österreichischen Gütesiegel und Markenprogramme im Geflügelbereich genau angeschaut. Die Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Kriterien einer tiergerechteren Geflügelhaltung. Grundlage für die Eintragungen in die Tabelle sind die Vorgaben und Standards der jeweiligen Marken und Gütezeichen, die uns auf Anfrage schriftlich mitgeteilt wurden.
Achtung: Wurstwaren und anderes verarbeitetes Fleisch müssen noch kritischer betrachtet werden, denn hier ist die Herkunft für Konsument*innen praktisch nicht nachvollziehbar. Auch in der Gastronomie wird oft Billigstfleisch aus Brasilien, Thailand etc. verarbeitet und muss bisher noch nicht gekennzeichnet sein.
So viel Geflügel isst jede*r Österreicher*in durchschnittlich im Leben
100 Millionen Hühner, Puten und andere Geflügelarten werden jedes Jahr in Österreich geschlachtet. Über 60 Kilogramm Fleisch verzehrt jeder Mensch in Österreich jährlich pro Kopf - das ist doppelt so viel wie in den offiziellen Ernährungsleitlinien empfohlen wird. In einem durchschnittlichen Menschenleben werden mehrere Hundert Hühner, Puten und Co. verzehrt:
Als Alternative zu Fleischprodukten sind gesunde pflanzliche Proteinlieferanten im Handel in großer Vielfalt erhältlich. Probieren Sie diese doch einmal aus! Eine ausgewogene, abwechslungsreiche und tierfreundliche Ernährung trägt nicht nur zum Tier- und Umweltschutz bei, sondern ist auch gut für Ihre eigene Gesundheit.
Geflügelhaltung in Österreich und der EU
Betrachtet man die verschiedenen Vorgaben für die Geflügelhaltung, können grob vier Gruppen unterschieden werden:
EU-Mindeststandard
AnzeigenÖsterreichischer Mindeststandard
AnzeigenTierwohl-Programme
AnzeigenBiologische Landwirtschaft
Anzeigen
Kriterien für die Geflügelhaltung
Für die Bewertung der Gütesiegel und Markenprogramme wurden für diesen Einkaufsratgeber insgesamt neun Kriterien betrachtet, die in der Geflügelhaltung großen Einfluss auf das Tierwohl haben.
Um einen Überblick über die Lebenswirklichkeit von Masthühnern und Puten in Österreich zu geben, werden die einzelnen Kriterien im Einkaufsführer genau erläutert und die Unterschiede zwischen der konventionellen Geflügelproduktion, die den österreichischen gesetzlichen Mindeststandards aus Tierschutzgesetz und 1. Tierhaltungsverordnung unterliegt, sowie der biologischen Geflügelhaltung, für welche die Vorgaben der EU-Bio-Verordnungen gelten, dargestellt.
Diese Kategorien sind
- Mehr Platz
- Zugang zu Außenklimabereich
- Zugang zu Grünauslauf
- Keine Turbomast
- Erhöhte Sitzmöglichkeit
- Beschäftigungsmaterial
- Licht
- Grit (bei Puten)
- Schnabelkürzen verboten (bei Puten)
Diese Minimal-Vorgaben dürfen nicht unterschritten, jedoch jederzeit zum Wohl der Tiere übererfüllt werden, was in Österreich bei biologischen wie auch konventionellen Produzent*innen vorkommen kann.
Dieser Einkaufsführer gilt für Hühner- und Putenfleisch aus Österreich. Bei Fleisch aus anderen Ländern ist Vorsicht geboten, denn in der Regel liegen hier die Produktionsstandards unter dem österreichischen Mindestniveau. Dies gilt natürlich nicht für Produkte, die nach landesunabhängigen Richtlinien produziert werden (Bio, bestimmte Tierwohlprogramme).
Einkaufsführer: Marken und Siegel im Überblick
Update: Das „Tierschutz-kontrolliert“-Siegel von VIER PFOTEN ist im Juni 2022 eingestellt worden.
Weitere Informationen dazu gibt es hier.