Vorsicht vor gewerblichen Tierhändlern!
02.12.2020 | Eine aktuelle Studie der Tierschutzombudsstelle Wien zum Online-Handel mit Hunden- und Katzenwelpen zeigt auf, mit welchen Tricks unseriöse Anbieter*innen in großem Maße Tiere übers Internet verkaufen.
Bereits 2015 hatte die Tierschutzombudsstelle Wien eine Studie über den Handel mit Tieren für die private Haltung in der Stadt Wien vorgelegt. In der von der Agentur Shifting Values verfassten "Analyse zum Handel mit Heimtieren und privat gehaltenen Wildtieren in Wien" kristallisierten sich insbesondere die Online-Kleinanzeigenplattformen als Umschlagplatz für meist unseriöse Tierhändler*innen heraus. In langwierigen Verhandlungen konnte die Stadt Wien Betreiber*innen von Kleinanzeigenplattformen anschließend dazu bewegen, Maßnahmen gegen den leidvollen Handel zu setzen. Zudem konnte 2017 eine Gesetzesänderung für das "öffentliche Feilbieten von Tieren" erreicht werden, mit der der Verkauf und das Anbieten von Tieren im Internet neu geregelt wurde.
Informationen rund um die Anschaffung und die Haltung von Hunden in Wien bekommen Sie auf www.hunde-kunde.at.
2020 wurde nun im Rahmen einer weiteren Studie Nachschau gehalten, wie sich die Lage im Bereich des Online-Tierhandels, insbesondere des Handels mit Welpen, aktuell darstellt. Dabei zeigte sich Folgendes:
- Bei den Online-Kleinanzeigenplattformen gibt es jene Portale, die rechtskonform und bemüht agieren (allen voran www.tieranzeigen.at), und jene mit – kleinerem oder größerem – Verbesserungsbedarf. Leider gibt es auch noch eine Reihe absolut unseriös agierender Portale. Vorsicht: Die Endung der Internetadresse auf ".at" sagt nichts darüber aus, ob der Firmensitz in Österreich und damit heimisches Recht anwendbar ist.
- Als absolut tierschutzwidrig sind die Machenschaften von gewerblichen Hundegroßhändlern aus Nachbarstaaten wie der Slowakei oder Tschechien mit ihren Online-Hunde-Bestellservices einzustufen: Die Welpen werden meist aus sogenannten "Hinterhofzuchten", in denen Hündinnen als Gebärmaschinen missbraucht werden, billig aufgekauft und auf ansprechend gestalteten und seriös wirkenden Internetseiten als Hunde aus "handverlesener Familienaufzucht" angepriesen. Die Übergabe erfolgt per Lieferung an die heimische Haustüre oder an grenznahen Treffpunkten außerhalb Österreichs. Diese Welpen werden unter dramatischen Bedingungen vermehrt und transportiert. In vielen Fällen sind sie bereits latent psychisch und physisch krank. Oftmals brechen die Krankheiten erst nach der Übernahme durch die neuen Halter*innen aus. Die Folge: intensive und kostspielige tierärztliche Behandlungen, im schlimmsten Fall sogar der Tod der Tiere.
- Als äußerst unübersichtlich und daher nicht als Bezugsquelle zu empfehlen, sind laut Studie die Bereiche "Tierhandel via Social Media" und "Tierimporte durch (vermeintliche) Tierhilfegruppen".
Die Studie "Handel mit Katzen- und Hundewelpen in und nach Wien" wurde am 2. Dezember 2020 im Rahmen des Tier&Recht-Tag der Tierschutzombudsstelle Wien der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wer sich einen Hund zulegen möchte, sollte folgende Punkte beherzigen:
- Prüfen Sie, ob Sie für die Dauer eines Hundelebens die Möglichkeiten haben (Zeit, Platz, Geld), Ihrem vierbeinigen Familienmitglied das zu bieten, was es für sein Leben braucht.
- Besuchen Sie das lokale Tierheim: Im TierQuarTier Wien warten Hunde/Katzen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Rassen auf ein liebevolles neues Zuhause.
- Wenn es ein Rassewelpe sein soll: Erkundigen Sie sich bei unabhängigen Einrichtungen, was seriöse Züchter*innen ausmacht (z.B. bei Tierschutzombudsstellen). So werden Ihnen diese etwa vollen Einblick in ihre Zucht gewähren und auch Sie als mögliche/n künftige/n Tierhalter*in eingehend überprüfen. Man wird Ihnen unaufgefordert und gerne das Muttertier zeigen. Gute Züchter*innen werden Ihnen auch für später ihre Hilfe anbieten, mehr noch, sie werden an einem möglichst engen Kontakt für die erste Zeit und weiterem Kontakt für die Zeit des gesamten Hundelebens interessiert sein.