Tätigkeitsbericht: Fälle von gemeldetem Tierleid nehmen zu
26.07.2023 | 847 Fälle von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, in denen die Behörden ein Verfahren eingeleitet haben, sind der Tierschutzombudsstelle Wien in den Jahren 2021 und 2022 gemeldet worden. Das sind fast doppelt so viele wie im Berichtszeitraum zuvor. Gleichzeitig konnte die Reichweite der Tierschutz-Informationsangebote der TOW stark ausgebaut werden. Neben den Nachwirkungen der Corona-Pandemie kann nach Einschätzung der Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy die erhöhte Sensibilität für den tierschutzgerechten Umgang mit Hund, Katze und Co. in der Bevölkerung ein Grund für den Anstieg der Meldungen sein.
"Fakt ist, dass die Anzahl des gemeldeten Tierleids in den vergangenen zwei Jahren auch im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit stark zugenommen hat. Ob in Wien aber tatsächlich zu mehr Tierleid kommt oder ob es einfach mehr engagierte Menschen gibt, die tierschutzwidriges Verhalten wahrnehmen, dies bei den Behörden oder uns melden und dadurch ein Verfahren ins Rollen bringen, ist Spekulation."
Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau
Tierschutzbildung für Klein und Groß
2017/18 hatte es in der Bundeshauptstadt insgesamt 650 Verwaltungsstrafverfahren wegen Übertretung des Tierschutzgesetzes gegeben. In dem von den pandemiebedingten Einschränkungen betroffenen Tätigkeitszeitraum 2019/20 waren es 454. "Wir hoffen natürlich, dass die gestiegenen Zahlen, die wir jetzt haben, das erhöhte Bewusstsein der Menschen für die Rechte, Bedürfnisse und das Wohlergehen von Tieren widerspiegeln – und nicht ausschließlich Folge der zahlreichen unüberlegten Heimtieranschaffungen sind, die es im ersten Corona-Jahr gab", betont Persy.
Die Hoffnung der Wiener Tierschutzombudsfrau wird von weiteren Daten aus dem Tätigkeitsbericht der Tierschutzombudsstelle gestützt, die durchweg als positiv zu interpretieren sind. So konnte die TOW mit ihrer kostenlosen Unterrichtseinheit Eine Stunde Hunde-Kunde im vergangenen Jahr 1.000 Volksschulkinder über die Bedürfnisse von Hunden aufklären. Aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Heimtieren, insbesondere Hunden, wurde 2021 kurzfristig die Online-Vortragsreihe Wiener WUFFinar produziert: Die vier Folgen rund um das (Zusammen-)Leben mit Hund in der Großstadt werden bis heute tausendfach angeschaut. Die Anzahl der Medienberichte über Themen, zu denen die Tierschutzombudsstelle informiert, hat sich in den vergangenen zwei Jahren nahezu verdoppelt. "Über diese Unterstützung unserer Arbeit freuen wir uns ganz besonders", so Persy.
Anzahl der unkastrierten Streunerkatzen geht zurück
Zurückgegangen ist die Anzahl der Kastrationen von Streunerkatzen, die im Rahmen des von der TOW koordinierten Projekts der Stadt Wien vorgenommen werden. Diese ist von 400 Kastrationen in 2019/20 auf 210 in 2021/22 gesunken. "Aufgrund der hohen Aufmerksamkeit, die das Thema mittlerweile bei den Wienerinnen und Wienern hat, bekommen wir zwar weiterhin viele Meldungen. Immer häufiger sind jedoch Mehrfachmeldungen derselben, meist schon kastrierten Tiere darunter", erklärt Eva Persy. Zusammengenommen könnten diese Entwicklungen Anzeichen dafür sein, dass sich die Anzahl der Streunerkatzen in Wien durch das Kastrationsprojekt nicht nur stabilisiere, sondern langsam sinke.
Tierleid melden
Dennoch gilt: "Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie glauben, dass ein Tier in Wien Hilfe braucht, weil es schlecht gehalten oder schlecht behandelt wird, oder weil es sich um eine Streunerkatze handelt, die kastriert werden sollte. Gemeinsam können wir die Situation in Ruhe erörtern und gegebenenfalls nächste Schritte einleiten, um Tierleid zu vermeiden", appelliert Eva Persy.
Was Sie tun können, wenn Sie Zeug*in von Tierleid werden, erfahren Sie hier.