Sommer 2022: Anstieg bei Tierschutz-Delikten befürchtet
30.06.2022 | Die warme Jahreszeit stellt Heimtierhalter*innen vor besondere Herausforderungen. Für die Tiere selbst könnten die bevorstehenden Sommerferien zur „schlimmsten Zeit des Jahres“ werden.
"Wir befürchten, dass es in diesem seit Corona ersten Sommer ganz ohne Einschränkungen zu mehr kritischen Tierschutz-Fällen als sonst kommen wird. Die aktuell angespannte wirtschaftliche Lage könnte die Situation noch verstärken."
Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien
Bei Hitze im Auto eingesperrte Hunde, allein zurückgelassene Tiere in der Wohnung, ausgesetzte Vierbeiner am Straßenrand – leider kommt es im Sommer immer wieder zu Tierleid. "Meistens liegt die Ursache in der mangelhaften Planung oder in der fehlenden Bereitschaft der Tierhalter*innen, Urlaube und Aktivitäten an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen", erläutert Persy. "Der Wunsch nach Freiheit und Leichtigkeit spießt sich schnell mit den Tierhalte-Pflichten und der im Sommer aufgrund der Hitze erforderlichen besonderen Rücksichtnahme gegenüber unseren Tieren."
In diesem Jahr anders als in den Vorjahren: Aufgrund der Teuerungen und der damit verbundenen Einschnitte im Haushaltsbudget vieler Menschen droht ohnehin die Gefahr, dass die Tiere als belastender Kostenfaktor wahrgenommen werden. Zudem erleben heuer viele Neu-Tierhalter*innen, die sich in der Pandemie einen vierbeinigen Begleiter angeschafft haben, erstmals einen nahezu normalen Sommer ohne Reise- und andere Einschränkungen. "Nicht alle haben sich vor dem Kauf des Tieres überlegt, wie der gemeinsame Alltag nach Corona ausschauen wird", so Persy.
Blutige Pfoten und entsorgte Tiere
Die Folgen können dramatisch sein, wie ein Blick in die bei der Tierschutzombudsstelle Wien dokumentierten Verfahren wegen Übertretung des Tierschutzgesetzes zeigt:
- In einem Fall fuhr ein Wiener in den Urlaub nach Italien und ließ seinen kleinen Hund alleine in der Wohnung zurück. Das Tier wurde nach mehreren Tagen stark verängstigt und in seinem Kot und Urin liegend vorgefunden. Angeblich hätten sich Freunde um den Hund kümmern sollen – die dies aber offensichtlich nicht taten. 2.000 Euro Strafe waren die Folge.
- In einem anderen Fall wurde ein Welpe an einem Sommertag so heftig an der Leine über den heißen Asphalt geschliffen, dass er schwere Verletzungen (offene Stellen, Blasen) an den Hinterläufen erlitt. Strafe: 2.600 Euro.
- Ein Pärchen entsorgte seinen Hund einfach in der Mülltonne. Das Verfahren läuft noch.
- Die Fälle von bei hohen Temperaturen in Autos zurückgelassenen Hunden haben bereits im Vorjahr im Vergleich zum ersten Corona-Jahr stark zugenommen: Wurden 2020 lediglich 7 Fälle bei der TOW dokumentiert, so waren es 2021 bereits 18.
TOW-Tipp: Nie ohne Plan B
Mit guter Planung und einer Portion Flexibilität können Tier und Halter*in den Sommer in vollen Zügen genießen. Grundsätzlich gilt: Das Tier muss nicht überall dabei sein – besonders nicht bei hohen Temperaturen. "Wer im Hochsommer Ausflüge oder Aktivitäten plant, tut seinem Hund mitunter einen größeren Gefallen, wenn er nach einem langen Spaziergang in den kühlen Morgenstunden gut versorgt daheimbleiben darf", so Persy. Bei längeren Abwesenheiten müssen sich Tierhalter*innen unbedingt um eine verlässliche Betreuung kümmern. "Hier ist es wichtig, immer auch einen Plan B zu haben, falls die eigentliche Betreuungsperson kurzfristig ausfällt."
Auch für die Urlaubsreise sollte man verschiedene Varianten durchdenken und die fürs Tier beste Entscheidung treffen. "Eine Flugreise ist mit Hund zum Beispiel nicht zu empfehlen. Hier sollte man hundegerechte Urlaubsdestinationen aussuchen – oder den Vierbeiner bei einer vertrauten Person in Pflege geben. Katzen sollte man generell nicht mitnehmen, sondern am besten in ihrem Revier gut durch eine*n Katzensitter*in betreuen lassen", so Persy.